Der Citizen Developer: Eine Chance für deutsche Unternehmen
Deutsche Unternehmen tun sich oft schwer mit Low-Code-Plattformen – auch weil die strategische Einbindung des „Citizen Developers“ fehlt. Entwicklungsplattformen mit geringem Code oder ganz ohne Code – Low-Code und No-Code – versprechen schnelle Ergebnisse mit wenig Aufwand. Diese Technologien ermöglichen es, Anwendungen schnell und kosteneffizient zu entwickeln. Obwohl der Begriff „Low-Code“ erst 2014 vom Forrester-Analysten John Rymer offiziell formuliert wurde, existieren solche visuellen, deklarativen Technologien bereits seit den 1990er Jahren. International erleben sie einen Aufschwung, während deutsche Unternehmen noch zögern, diese neuen Ansätze zu übernehmen. Florian Stocker hebt in der Computerwoche hervor, dass deutsche Unternehmen sich schwer tun, weil die Governance fehlt, die den „Citizen Developer“ strategisch einbindet.
Viele deutsche Unternehmen zeigen eine kulturelle Zurückhaltung gegenüber „codearmen“ Entwicklungen, was vor allem am eigenen Perfektionismus liegt. Die Grenzen zwischen „German Engineering“ und „German Overengineering“ sind oft fließend. Während in anderen Ländern schneller und flexibler auf neue Technologien gesetzt wird, planen und prüfen deutsche Unternehmen oft sehr lange, bevor sie handeln. Diese Kultur des „Fail Fast“, bei der schnelle Iterationen und Prototypen gefördert werden, muss erst noch Einzug in viele deutsche Unternehmen halten.
Die Vorteile von Low-Code-Plattformen
Low-Code-Projekte zeichnen sich dadurch aus, dass Entwicklungen in sehr kurzer Zeit mit einem Bruchteil des Budgets realisiert werden können. Während große ERP-Projekte nach mehreren Jahren und zweistelligen Millionenbeträgen oft noch nicht fertig sind, kann eine Low-Code-Lösung bereits nach wenigen Wochen produktiv genutzt werden. Diese Schnelligkeit und Flexibilität sind wesentliche Vorteile von Low-Code-Plattformen.
Ein weiterer Vorteil der Low-Code-Entwicklung ist die Einbindung der sogenannten Citizen Developer. Das sind technisch versierte Mitarbeiter aus den Fachabteilungen, die mit Hilfe von Low-Code-Plattformen selbst Anwendungen erstellen können. Diese Demokratisierung der Anwendungsentwicklung ermöglicht es Unternehmen, schneller auf geschäftliche Anforderungen zu reagieren und innovative Lösungen zu entwickeln, ohne dass umfangreiche IT-Ressourcen benötigt werden.
Herausforderungen und kulturelle Barrieren
Ein Grund für die Zurückhaltung vieler deutscher Unternehmen ist der Perfektionismus und die Angst vor Fehlern. In anderen Märkten wird oft schnell gehandelt und iteriert, während in Deutschland oft lange geplant und geprüft wird. Diese Kultur des „Fail Fast“, bei der schnelle Iterationen und Prototypen gefördert werden, muss erst noch Einzug in viele deutsche Unternehmen halten.
Microsoft Power Apps: Ein Beispiel für Low-Code-Plattformen
Microsoft Power Apps ist eine vielseitige Plattform, die Unternehmen die Möglichkeit bietet, individuelle Anwendungen zu erstellen, die genau auf ihre spezifischen Bedürfnisse zugeschnitten sind. Durch eine intuitive Drag-and-Drop-Oberfläche können auch Nutzer ohne technische Vorkenntnisse leistungsstarke Apps entwickeln. Diese Apps sind über das Web und auf verschiedenen Geräten zugänglich, was die Flexibilität und Effizienz der Arbeitsabläufe erheblich steigert.
Wie funktioniert Microsoft Power Apps?
Die Plattform bietet drei Hauptansätze zur Erstellung von Apps:
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- Canvas-Apps: Diese Apps werden von Grund auf neu entwickelt und bieten maximale Flexibilität im Design. Nutzer können verschiedene Elemente per Drag-and-Drop hinzufügen und die Benutzeroberfläche nach ihren Vorstellungen gestalten.
- Modellgesteuerte Apps: Diese basieren auf einem zugrunde liegenden Datenmodell, das die Benutzeroberfläche automatisch generiert. Dieser Ansatz eignet sich besonders für Unternehmen, die skalierbare und wartungsfreundliche Anwendungen benötigen.
- Portale: Mit diesem Ansatz können externe Nutzer, die keine Power Apps-Lizenz besitzen, auf die Daten Ihres Unternehmens zugreifen. Dies ist besonders nützlich für die Interaktion mit Kunden oder Partnern.
Microsoft RPA-Lösungen: Effizienzsteigerung durch Automatisierung
Neben Power Apps bietet Microsoft auch Robotic Process Automation (RPA)-Lösungen an, die Unternehmen dabei unterstützen, repetitive Aufgaben zu automatisieren und somit die Effizienz zu steigern. Microsoft Power Automate, ehemals bekannt als Microsoft Flow, ist die RPA-Plattform, die eine nahtlose Integration mit Power Apps ermöglicht.
Mit Power Automate können Unternehmen Routineaufgaben automatisieren, indem sie Workflows erstellen, die verschiedene Anwendungen und Dienste miteinander verbinden. Diese Automatisierung erstreckt sich von einfachen Aufgaben wie der Automatisierung von E-Mail-Benachrichtigungen bis hin zu komplexen Prozessen, die mehrere Systeme und Datenquellen integrieren.
Vorteile der Integration von Power Apps und Power Automate
Die Kombination von Power Apps und Power Automate bietet zahlreiche Vorteile:
Zeitersparnis: Durch die Automatisierung repetitiver Aufgaben können Mitarbeiter mehr Zeit auf wertschöpfende Tätigkeiten verwenden.
Fehlerreduktion: Automatisierte Prozesse minimieren das Risiko menschlicher Fehler und erhöhen die Genauigkeit.
Effizienzsteigerung: Optimierte Workflows und automatisierte Prozesse führen zu einer höheren Produktivität und einer besseren Ressourcennutzung.
Skalierbarkeit: Unternehmen können ihre Prozesse schnell an veränderte Geschäftsanforderungen anpassen, ohne umfangreiche IT-Ressourcen zu benötigen.
Vergleichbare Anbieter
Neben Microsoft Power Apps gibt es eine Reihe anderer Plattformen, die ähnliche Funktionen bieten und ebenfalls keine umfangreichen Programmierkenntnisse erfordern. Ein prominentes Beispiel ist Google AppSheet, eine Plattform, die es Nutzern ermöglicht, maßgeschneiderte Apps zu entwickeln, indem sie Daten aus Google Sheets, Excel und anderen Datenquellen integrieren. OutSystems und Mendix sind ebenfalls beliebte Alternativen, die Unternehmen dabei unterstützen, komplexe Anwendungen mit visuellen Entwicklungstools zu erstellen. Beide Plattformen bieten erweiterte Funktionen zur Anwendungsentwicklung und -bereitstellung, die sich für große, unternehmenskritische Anwendungen eignen.
Ein weiterer erwähnenswerter Anbieter ist Zoho Creator, der ähnlich wie Power Apps eine intuitive Drag-and-Drop-Oberfläche bietet und umfangreiche Integrationsmöglichkeiten mit anderen Zoho-Produkten und Drittanbieterdiensten ermöglicht. Salesforce Lightning ist eine weitere leistungsstarke Option, die speziell für Unternehmen entwickelt wurde, die bereits Salesforce verwenden und ihre CRM-Funktionen durch benutzerdefinierte Apps erweitern möchten.
Fazit
Low-Code-Plattformen wie Microsoft Power Apps bieten eine großartige Möglichkeit, die Digitalisierung voranzutreiben und maßgeschneiderte Lösungen für spezifische Anforderungen zu entwickeln. Sie ermöglichen es Unternehmen, ihre Geschäftsprozesse zu optimieren und innovative Anwendungen zu erstellen, ohne umfangreiche Programmierkenntnisse zu benötigen.
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