Die Microsoft Power Platform wurde erstmals 2018 eingeführt und hat sich seitdem zu einer der beliebtesten Low-Code-Plattformen für Unternehmen entwickelt. Ursprünglich als Werkzeug für IT-Abteilungen gedacht, um interne Prozesse zu automatisieren, hat sie mittlerweile eine zentrale Rolle in der Digitalisierung vieler Unternehmen eingenommen. Dabei gewinnt der sogenannte „Citizen Developer“ zunehmend an Bedeutung. Wie unser Mitarbeiter Florian Stocker in der Computerwoche beschreibt, ermöglichen es Plattformen wie die Power Platform, dass nicht nur professionelle Entwickler, sondern auch Fachabteilungen eigenständig Anwendungen erstellen können.
Ein entscheidender Vorteil aller drei Powerapps-Typen – Canvas Apps, Model-Driven Apps und Power Pages – ist ihre gemeinsame Datengrundlage: das Microsoft Dataverse. Diese zentrale Datenplattform sorgt für eine nahtlose Integration und erleichtert den Datenaustausch zwischen den Anwendungen. In diesem Artikel erklären wir, welche Art wann die beste Wahl ist und zeigen Vor- und Nachteile auf.
Die Grundlagen: Was sind Powerapps?
Powerapps sind ein zentraler Bestandteil der Microsoft Power Platform und bieten Möglichkeiten, individuelle Anwendungen mit wenig bis gar keinem Code zu erstellen. Sie eignen sich ideal für die Digitalisierung von Geschäftsprozessen, die Optimierung von Workflows und die Entwicklung moderner Benutzeroberflächen.
Canvas Apps: Design-Freiheit und Flexibilität
Canvas Apps bieten eine hohe Flexibilität bei der Gestaltung der Benutzeroberfläche. Sie erlauben es Entwicklern, das Design und die Funktionalität frei zu definieren, ohne an vorgegebene Strukturen gebunden zu sein. Dies macht Canvas Apps besonders geeignet für Anwendungen, bei denen das Nutzererlebnis im Vordergrund steht. Die Gestaltung erfolgt ähnlich wie bei einem leeren Zeichenblatt („Canvas“), auf dem Elemente wie Buttons, Formulare oder Bilder beliebig platziert werden können. Der Fokus liegt auf der individuellen Anpassung des Designs, wobei der Entwickler nahezu komplett frei entscheiden kann, wie die App aussieht und funktioniert.
Wann sind Canvas Apps sinnvoll?
Canvas Apps sind ideal für:
- Mobile Anwendungen oder Desktop-Lösungen mit individuellen Oberflächen.
- Szenarien, in denen Benutzerinteraktionen und visuelle Gestaltung im Vordergrund stehen.
- Datenzugriffe aus unterschiedlichen Quellen, wie SharePoint, Excel oder SQL-Datenbanken.
Vorteile:
- Vollständige Gestaltungsfreiheit.
- Schnell und einfach anpassbar.
- Integration verschiedener Datenquellen.
Nachteile:
- Eingeschränkte Skalierbarkeit für komplexe Geschäftsprozesse.
- Weniger geeignet für datengetriebene Anwendungen.
Model-Driven Apps: Prozessoptimierung und Datenfokus
Im Gegensatz zu Canvas Apps basiert die Entwicklung von Model-Driven Apps auf Daten und Geschäftsprozessen. Diese Apps folgen einem datengesteuerten Ansatz, bei dem die Benutzeroberfläche automatisch aus dem zugrunde liegenden Datenmodell und der definierten Logik generiert wird. Entwickler können sich auf die Optimierung von Prozessen und die Modellierung von Datenstrukturen konzentrieren, ohne viel Zeit in die manuelle Gestaltung der Oberfläche zu investieren. Durch integrierte Funktionen wie Dashboards, Diagramme und Formulare sind Model-Driven Apps besonders effektiv, wenn es darum geht, geschäftsrelevante Informationen übersichtlich darzustellen.
Wann sind Model-Driven Apps sinnvoll?
Model-Driven Apps eignen sich hervorragend für:
- Anwendungen mit komplexen Datenstrukturen und Beziehungen.
- Szenarien, in denen Effizienz und Prozessautomatisierung im Vordergrund stehen.
- Die Abbildung von CRM- oder ERP-ähnlichen Systemen.
Vorteile:
- Fokus auf Daten und Prozesse.
- Automatisch generierte und optimierte Benutzeroberflächen.
- Skalierbar für große Anwendungen.
Nachteile:
- Weniger Gestaltungsspielraum für individuelle Oberflächen.
- Abhängigkeit von einem vordefinierten Datenmodell.
Power Pages: Moderne Webentwicklung mit React
Power Pages sind die perfekte Wahl für webbasierte Anwendungen und Portale. Ursprünglich als „Power Apps Portals“ bekannt, wurden sie weiterentwickelt, um Unternehmen die Erstellung von benutzerfreundlichen und sicheren Websites zu ermöglichen. Sie bieten native Funktionen wie Authentifizierung, Datenintegration und responsive Designs, die sowohl internen Mitarbeitern als auch externen Nutzern zugänglich sind.
Mit Power Pages können Unternehmen nicht nur Inhalte bereitstellen, sondern auch dynamische Benutzererfahrungen schaffen. Power Pages gehen über die klassische Low-Code-Entwicklung hinaus und bieten Unternehmen eine Plattform, um skalierbare, benutzerfreundliche Websites zu erstellen. Unser Ansatz, React Single-Page Applications (SPAs) in Power Pages zu integrieren, verbindet diese moderne Webtechnologie mit der robusten Infrastruktur der Power Platform.
Das Resultat: Hochperformante Anwendungen, die sowohl internen Nutzern als auch externen Kunden ein modernes und effizientes Nutzungserlebnis bieten.
Wann sind Power Pages sinnvoll?
Power Pages kommen zum Einsatz, wenn:
- Unternehmensportale oder Kundenplattformen erstellt werden sollen.
- Eine nahtlose Integration von externen Nutzern notwendig ist.
- Moderne Frontend-Technologien wie React gewünscht werden.
Vorteile:
- Perfekt für webbasierte Anwendungen.
- Responsive Design für alle Endgeräte.
- Möglichkeit, React SPAs zu nutzen, um moderne und interaktive Frontends zu erstellen.
Nachteile:
- Höhere technische Anforderungen bei der Einbindung von React.
- Initialer Aufwand bei der Integration externer Technologien.
Wann setze ich welche Powerapp-Art ein?
Die Wahl der passenden App-Art hängt von den individuellen Anforderungen ab:
Anwendungsszenario | Empfohlene App-Art |
---|---|
Individuelle mobile oder Desktop-Oberflächen | Canvas Apps |
Daten- und prozessorientierte Anwendungen | Model-Driven Apps |
Webbasierte Plattformen oder Portale | Power Pages |
Ein Beispiel aus der Praxis: Stellen Sie sich ein umfassendes Kundenportal vor, das spezifische Anforderungen verschiedener Nutzergruppen abdeckt. Power Pages bilden hier die Grundlage, indem sie eine moderne, benutzerfreundliche Weboberfläche schaffen, die mit einer React Single Page Application eine interaktive und dynamische Nutzererfahrung bietet. Die Inhalte dieses Portals werden durch eine Model-Driven App von internen Mitarbeitern effizient verwaltet. Zusätzlich können spezifische Daten oder Feedback spielerisch und flexibel von anderen Mitarbeitern über eine Canvas App erfasst werden. Dieses Zusammenspiel stellt sicher, dass sowohl interne als auch externe Prozesse optimal abgedeckt werden.
Fazit
Die Wahl zwischen Canvas Apps, Model-Driven Apps und Power Pages hängt stark von den Anforderungen eures Projekts ab. Während Canvas Apps maximale Flexibilität für individuelle Designs bieten und sich ideal für interaktive und benutzerfreundliche Oberflächen eignen, sind Model-Driven Apps die perfekte Wahl für datengetriebene Prozesse und Anwendungen mit komplexen Strukturen. Power Pages bieten darüber hinaus die einzigartige Möglichkeit, moderne Webapplikationen mit React zu entwickeln und gleichzeitig von der Skalierbarkeit und Integrationsfähigkeit der Power Platform zu profitieren.
Durch die gemeinsame Nutzung des Microsoft Dataverse als zentrale Datengrundlage ermöglichen diese Tools eine nahtlose Zusammenarbeit und ein konsistentes Datenmanagement – ein entscheidender Vorteil für Unternehmen, die ihre digitale Transformation vorantreiben wollen.