„Content is King“, sagte Bill Gates bereits 1996 in einem Essay und betonte damit die entscheidende Rolle von Inhalten im digitalen Zeitalter. Mehr als zwei Jahrzehnte später ist diese Aussage relevanter denn je, und Unternehmen stehen vor der Herausforderung, die optimale Technologie für die Verwaltung ihrer Inhalte auszuwählen. Dabei müssen sie sich zwischen traditionellen Content-Management-Systemen (CMS) und den modernen Headless CMS entscheiden.
In einer Studie von Gartner aus dem Jahr 2020 wurde festgestellt, dass „die Auswahl eines CMS eine strategische Entscheidung ist, die erhebliche Auswirkungen auf die Fähigkeit einer Organisation haben kann, ihre digitalen Ambitionen zu erreichen“ (Gartner, 2020). Um Ihnen bei dieser wichtigen Entscheidung zu helfen, möchten wir in diesem Blogpost die Vor- und Nachteile beider Lösungen untersuchen.
Wir werden die Stärken und Schwächen von traditionellen CMS, wie WordPress, Joomla! und Drupal, gegenüber den innovativen Headless CMS, wie bspw. Contentful, Strapi und Sanity, abwägen. Dabei gehen wir auf die technischen Hintergründe ein und beleuchten die jeweiligen Einsatzszenarien. Unser Ziel ist es, Ihnen einen umfassenden Überblick zu verschaffen, der Ihnen dabei hilft, eine fundierte Entscheidung für das passende CMS zu treffen und so den Grundstein für den Erfolg Ihrer Webpräsenz oder digitalen Projekte zu legen.
Traditionelle CMS
Traditionelle CMS, auch als monolithische oder gekoppelte CMS bekannt, sind Content-Management-Systeme, bei denen Frontend und Backend eng miteinander verbunden sind. Das bedeutet, dass das System sowohl die Inhalte verwaltet als auch die Art und Weise, wie sie präsentiert werden. Diese enge Verbindung führt dazu, dass die meisten traditionellen CMS auf einem serverseitigen Rendering-Ansatz basieren, bei dem die gesamte Webseite oder Anwendung auf dem Server erstellt und dann zum Client geschickt wird. Dies unterscheidet sie von modernen Ansätzen wie dem Client-seitigen Rendering, das oft bei Headless CMS verwendet wird.
Pro
- Einfache Handhabung: Da Design und Inhalte in einem System integriert sind, ist es einfacher, die Webseite zu gestalten und Inhalte zu aktualisieren. Auch Anwender ohne technisches Fachwissen können die Plattform leicht nutzen.
- Vorgefertigte Templates und Plugins: Traditionelle CMS bieten eine Vielzahl an Templates und Plugins, mit denen man schnell und einfach eine ansprechende Webseite erstellen kann.
- Große Community: Aufgrund der langen Marktpräsenz und der großen Anzahl an Nutzern gibt es umfangreiche Ressourcen und eine aktive Community, die bei Problemen und Fragen unterstützt.
Contra
- Performance-Einbußen: Da Frontend und Backend zusammengeführt sind, kann dies zu Geschwindigkeitsverlusten führen, da bei jeder Aktualisierung der gesamte Code neu generiert werden muss.
- Schwierige Anpassungen: Eine enge Verbindung zwischen Frontend und Backend kann Anpassungen und individuelle Gestaltung erschweren, da man in der Regel tief in den Code eingreifen muss, um Änderungen vorzunehmen.
- Eingeschränkte Skalierbarkeit: Traditionelle CMS sind nicht für das schnelle Wachstum von Webseiten und Apps konzipiert, sodass bei größeren Projekten Probleme mit der Skalierbarkeit auftreten können.
Aktuelle Traditionelle CMS
WordPress
- WordPress ist ein Open-Source-CMS, das sowohl für Blogging- als auch für Unternehmens-Webseiten eingesetzt wird. Es bietet eine große Auswahl an Themes und Plugins sowie eine aktive Community, die bei Problemen und Fragen unterstützt.
- Historie: WordPress wurde 2003 von Matt Mullenweg und Mike Little gegründet und basiert auf der Blogging-Plattform b2/cafelog. Heute ist WordPress eines der bekanntesten und am weitesten verbreiteten CMS weltweit und wird von Millionen von Webseiten genutzt.
- https://wordpress.org/
Joomla!
- Joomla! ist ein Open-Source-CMS, das sich durch seine vielfältigen Funktionen und Anpassungsmöglichkeiten auszeichnet. Mit einer großen Auswahl an Erweiterungen und einer aktiven Entwickler-Community ist Joomla! eine gute Wahl für mittlere bis große Projekte.
- Historie: Joomla! wurde 2005 als Fork von Mambo gegründet und hat sich seitdem zu einem der führenden CMS-Systeme entwickelt.
- https://www.joomla.org/
Drupal
- Drupal ist ein Open-Source-CMS, das sich besonders für komplexe, datenintensive Webseiten eignet. Es bietet umfangreiche Funktionen zur Gestaltung und Verwaltung von Inhalten und kann durch eine Vielzahl von Modulen erweitert werden.
- Historie: Drupal wurde 2000 von Dries Buytaert entwickelt und hat sich seitdem zu einem der leistungsfähigsten und flexibelsten CMS-Systeme entwickelt.
- https://www.drupal.org/
Headless CMS
Headless CMS sind Content-Management-Systeme, bei denen das Backend und das Frontend voneinander getrennt sind. Diese Trennung ermöglicht es Entwicklern, Inhalte unabhängig von der Darstellung zu verwalten und über APIs bereitzustellen. Das Frontend ist für die Präsentation der Inhalte verantwortlich und kann in verschiedenen Programmiersprachen und Technologien entwickelt werden. Diese Architektur folgt dem modernen Ansatz des clientseitigen Renderings, bei dem der Server lediglich die benötigten Daten bereitstellt, und der Client – beispielsweise ein Webbrowser oder eine mobile App – die Darstellung übernimmt.
Pro
- Flexibilität: Durch die Trennung von Frontend und Backend sind Entwickler in der Lage, ihre bevorzugten Technologien und Programmiersprachen zu verwenden, um individuelle Lösungen zu entwickeln.
- Schnelle Ladezeiten: Da nur die notwendigen Inhalte über APIs geladen werden, sind Headless CMS in der Regel schneller als traditionelle Systeme. Dies kann sich positiv auf das Nutzererlebnis und das Ranking in Suchmaschinen auswirken.
- Omnichannel-Fähigkeit: Mit Headless CMS können Inhalte problemlos auf verschiedenen Plattformen und Geräten angezeigt werden, was für Unternehmen, die in verschiedenen Kanälen präsent sein möchten, ein großer Vorteil ist.
Contra
- Höherer technischer Aufwand: Die Trennung von Frontend und Backend erfordert ein höheres Maß an technischem Know-how bei der Implementierung und Anpassung.
- Geringere Auswahl an vorgefertigten Lösungen: Im Vergleich zu traditionellen CMS stehen für Headless CMS weniger Templates und Plugins zur Verfügung, was die Gestaltung und Implementierung von Funktionen erschweren kann.
- Komplexere Wartung: Da Frontend und Backend getrennt sind, müssen beide Systeme unabhängig voneinander gewartet und aktualisiert werden, was einen höheren Verwaltungsaufwand bedeutet.
Aktuelle Headless CMS
Contentful
- Contentful ist ein Headless CMS, das über APIs Inhalte bereitstellt und in verschiedene Frontend-Frameworks integriert werden kann. Es ermöglicht die zentrale Verwaltung von Inhalten über verschiedene Kanäle und Geräte hinweg und bietet eine flexible, skalierbare Lösung für moderne Webprojekte.
- Historie: Contentful wurde 2013 von Sascha Konietzke und Paolo Negri gegründet, um den Anforderungen der modernen Webentwicklung gerecht zu werden.
- https://www.contentful.com/
Strapi
- Strapi bietet Entwicklern die Möglichkeit, APIs schnell und einfach zu erstellen und zu verwalten. Mit seinem Plugin-System und der Möglichkeit, benutzerdefinierte Inhaltsstrukturen zu erstellen, ist Strapi eine flexible Lösung für die Erstellung von modernen Webanwendungen.
- Historie: Strapi wurde 2015 von Aurélien Georget, Pierre Burgy und Jim Laurie gegründet und ist ein Open-Source-Headless CMS.
- https://strapi.io/
Sanity
- Sanity ist ein Headless CMS, das Inhalte in Echtzeit über APIs bereitstellt. Es ermöglicht die schnelle Erstellung von Webanwendungen, die auf verschiedenen Plattformen und Geräten laufen
- Historie: Sanity wurde 2015 von Even Westvang und Simen Svale Skogsrud gegründet, um eine flexible Lösung für die Verwaltung von Inhalten über verschiedene Kanäle hinweg zu bieten.
- https://www.sanity.io/
Fazit
Sowohl traditionelle als auch Headless CMS haben ihre Vor- und Nachteile. Traditionelle CMS sind insbesondere für kleinere Projekte oder Unternehmen geeignet, die Wert auf eine einfache Handhabung und eine große Auswahl an vorgefertigten Lösungen legen. Headless CMS hingegen bieten mehr Flexibilität und bessere Performance, erfordern aber auch ein höheres Maß an technischem Know-how und können komplexer in der Wartung sein.
Bei der Entscheidung für das richtige CMS sollten Unternehmen ihre Anforderungen, Ziele und Ressourcen sorgfältig abwägen. Indem Sie die Vor- und Nachteile beider Lösungen in Betracht ziehen, können Sie eine fundierte Entscheidung treffen und die beste Option für Ihre Bedürfnisse wählen.
Quellen:
Gartner (2020). How to Choose Your Next CMS. Verfügbar unter: https://www.gartner.com/en/documents/3982307/how-to-choose-your-next-cms
Bocij, P., Greasley, A., & Hickie, S. (2018). Business information systems: Technology, development and management for the modern business. Pearson Education Limited.
Puschmann, T., & Lombart, D. (2021). Digital business models: Strategic choices and competitive advantage. Springer International Publishing.